Gründe 

Hämorrhoiden Ursachen

Hämorrhoiden Ursachen: schwaches Bindegwebe, Pfortaderstau, Lebererkrankungen, Ernährung, psychischer Druck und begünstigende Faktoren wie Pressen, Schwangerschaft, etc.

Woher kommen Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden ist ein medizinischer Fachbegriff, der aus dem Griechischen übersetzt „Blutfluss“ bedeutet. Er bezeichnet gefäßreiche Bindegewebspolster bzw. Schwellkörper im Bereich des Anus und Rektums. Deren Funktion liegt zusammen mit dem Schließmuskel in der Abdichtung des Darms nach außen (Feinkontinenz). Stuhl, Flüssigkeit und Gase werden so zurückgehalten. Von einem Hämorrhoidalleiden spricht man nun, wenn sich die Hämorrhoiden vergrößern und das Blut sich in den Gefäßpolstern staut. Es kommt zur Erweiterung der Blutgefäße (Venen und Arterien) und zu Vorwölbungen und Knoten. Die Schwellkörper können sich aufgrund des Blutstaus und einer Bindegewebsschwäche nicht wieder entleeren. Je nach Schweregrad handelt es sich zunächst nur um eine von außen nicht sichtbare Vorwölbung bis hin zu deutlichen und großen Knoten (Prolaps), die dauerhaft aus dem After hervortreten. Diese Situation verursacht je nach Schweregrad sukzessive stärkere Symptome und Beschwerden (Störung der Feinkontinenz, feuchtes Milieu, Entzündungen, Juckreiz, Brennen, Schmerzen, Blutungen). Nun spricht man umgangssprachlich davon, Hämorrhoiden zu haben. Es liegt ein Hämorrhoidalleiden vor. In Deutschland leiden gemäß unterschiedlichen Studien und Schätzungen etwa ein Drittel bis zur Hälfte der Erwachsenen mehr oder weniger an Hämorrhoiden. Frauen sind etwas mehr als Männer betroffen, besonders während der Schwangerschaft.

Differenzialdiagnose

Nicht alle Leiden am Anus, die mit Juckreiz, Nässe, Entzündungen einhergehen müssen ein Hämorrhoidalleiden sein. Häufiger handelt es sich um Analrisse, Ekzeme, Pilzinfektionen und Entzündungen oder harmlose Hautläppchen, sogenannte Marisken. Die Situation sollte also durch die Untersuchung eines Arztes abgeklärt werden.

Ursache der Hämorrhoiden

In der Hochschulmedizin gilt die Ursache von Hämorrhoiden als nicht geklärt. Es wird angenommen, dass eine familiäre Disposition für eine Bindegewebs-/Venenwandschwäche bedeutend sei. Und als begünstigende Faktoren werden chronische Verstopfung, vorwiegend sitzende Tätigkeiten (Blutstau) und Entzündungen am Anus aufgeführt. Desweiteren wird das häufigere Auftreten von Hämorrhoiden in der Schwangerschaft diskutiert. Letztlich existieren aber nur wenige stichhaltige wissenschaftlichen Erkenntnisse und damit sind auch kaum Behandlungsansätze verbeitet, die auf die zugrundeliegenden Ursachen abzielen. Vielmehr richtet sich die Therapie auf die Linderung der Symptome mit Salben und semi-operativen Eingriffen bis hin zu einer Operation, je nach Grad der Hämorrhoiden. Es ist aber zu betonen, dass diese Mittel sehr erfolgreich angewendet werden, aber das eigentliche Krankheitsgeschehen in der Regel nicht heilen.

Hämorrhoiden in der Naturheilkunde

Auch in der Naturheilkunde finden sich nur eingeschränkt Hinweise auf das tatsächliche Ursachengeschehen von Hämorrhoiden. Therapien richten sich auch hier vorwiegend auf symptomlindernde Massnahmen, wenn auch zumindest häufig Ansätze zur Unterstützung durch bestimmte Ernährung und Darmsanierungen genannt werden:

  • Ernährungstherapie (Ballaststoffe, ausreichend Flüssigkeit)
  • Darmsanierung
  • Homöopathie Konsitutionsmittel
  • Heilpflanzen mit natürlichen Wirkstoffen für Salben (insbesondere Hamamelis, Rosskastanie) und Sitzbäder (insbesondere Kamille, Eichenrinde).

Hämorrhoiden in der ganzheitlichen Medizin

Neuere Sichtweisen in der ganzheitlichen Medizin konzentrieren sich auf folgende Faktoren als grundlegende Ursachen, die meistens sogar in Kombination greifen:

  1. Venenwand-, bzw. Bindegewebsschwäche am Anus, begünstigt durch verschiedene Faktoren (Langes Sitzen, mangelnde Bewegung, erblich, Hormone, Pressen, Ernährung, Darmkrankheiten, Übergewicht, Alter, Alkohol und Drogen)
  2. Leberstörung / Leberzirrhose und Pfortaderstau (Ernährung, Alkohol, Drogen, Infektionen, Parasiten, Toxine),
  3. Psychischer Druck und teilweise auch seelische Ursachen (Leistungsdruck, Existenzängste etc.).
Meiner Beobachtung nach treten oben genannten Faktoren häufig in Kombination auf und rufen dadurch entsprechend stärkere Beschwerden hervor. Im folgenden werden die Ursachenbereiche näher erläutert.

Schwäche des Bindegewebes / Venenwände

Die Venenwände und das Bindegewebe im Rektum-/Analbereich besitzen im Vergleich zum restlichen Körper nur über eine relativ geringe Stärke und Persistenz. Sie sind in diesem Bereich besonders empfindlich. Lastet erhöhter venöser Druck auf Ihnen, kann es sukzessive zu Ausstülpungen und einer Erweiterung des Venegeflechts am After, also einem Hämorrhoidalleiden kommen. Das Leiden zeigt sich also an der schwächsten Stelle des Gewebes im Bauch. Da diese Grundkonstitution bei allen Menschen gegeben ist, stellt sich die Frage, weshalb nicht alle von Hämorrhoiden betroffen sind.

Dabei gilt es folgende Fragen zu beleuchten:

  1. Wie kommt es zu einer weiteren Schwächung des Gewebes? Was sind fördernde Faktoren?
  2. Wie kommt es zu einem erhöhten venösen Druck im Rektal-/Analbereich?

Fördernde Faktoren für Hämorrhoiden

Die folgenden Faktoren werden allgemein als fördernd und begünstigend für die Bildung von Hämorrhoiden angesehen:

  • Erbliche Prädisposition einer größeren Bindegewebs-/Venen-Schwäche,
  • Mangel an Bewegung und sitzende Tätigkeiten (Blutstau),
  • Pressen bei jahrelanger Verstopfung (Obstipation),
  • Ballaststoffarme und unausgewogene Ernährung und zu geringe Flüssigkeitsaufnahme,
  • Übergewicht,
  • Zu großer Konsum von Alkohol / Drogen,
  • Schwangerschaft.

Erbliche Bindegewebsschwäche

Zum Einen muß nochmals wiederholt werden, dass es sich beim Venengeflecht und Bindegewebe im Rektalbereich um eine grundsätzlich empfindsame und schwache Stelle des Körpers handelt. Diese kann durch eine  Prädisposition erblich sogar überdurchschnittlich ausgeprägt sein. Ich schätze, dass eine solche erbliche Prädisposition aber bei „nur“ etwa 5% der Menschen in Deutschland der Fall ist. Zieht man Schätzungen heran, nach denen etwa 2/3 der erwachsenen Bevölkerung mehr oder weniger an Hämorrhoiden leiden, dürfte dies etwa 10% der Fälle betreffen. In diesen Fällen wirken sich die fördernden Faktoren besonders stark aus.

Mangel an Bewegung

Der Mangel an Bewegung und Sport und insbesondere eine berufliche Tätigkeit mit langem Sitzen ist ein recht deutlich fördernder Faktor für die Bildung von Hämorrhoiden. Durch das lange Abschnüren der Durchblutung werden zur Umgehung sogenannte Kollateralkreisläufe gebildet. Es sollte darauf geachtet werden, in regelmäßigen Abständen vom Büroplatz aufzustehen und sich einige Minuten zu bewegen. Ausserdem wäre regelmäßiges leichtes Joggen sehr vorteilhaft, um die Durchblutung zu fördern.

Verstopfung und Pressen

Eine deutliche Erhöhung des venösen Drucks auf den Gewebsbereich im Rektum erfolgt durch Pressen beim Stuhlgang. Ein signifikanter Anteil der Hämorrhoiden-Patienten haben chronische Verstopfung, teilweise über Jahre und mühen sich beim Stuhlgang durch besonders starkes Pressen. Ich schätze, dass etwa 10% der Hämorrhoidalleiden aus diesem Grund zustande kommen. Ist die chronische Verstopfung bzw. das übermäßige Pressen die einzige Ursache, entstehen aber meist nur leichte bis mittlere Hämorrhoiden (1. bis 2. Grad). Zudem handelt es sich um einen langfristigen Prozess. Eine Therapie sollte in diesem Fall auf die Obstipation und damit auf die Ernährung, Trinken, Bewegung und Sanierung des Darms abzielen.

Ernährung, Darm und Hämorrhoiden

Einer der wesentlichen Ursachen für chronische Verstopfung liegt in einer Fehlernährung und mangelnder Zuführung von Ballaststoffen. Gesunde Nährstoffe und ballaststoffhaltige Pflanzenfasern werden vom Darm benötigt, um gesund zu bleiben und seine Verdauungsfunktion richtig ausüben zu können. Als schlechte Ernährung gilt der Mangel an Ballaststoffen, industriell hergestellte, „raffinierte“ Lebensmittel und Fastfood mit zu viel Zucker, Weißmehl und zu wenig Faserstoffe. Ballaststoffe sind wichtig für den Körper, denn sie enthalten essentielle Spurenelemente und erfüllen im Darm wichtige Funktionen (Peristaltik, Reinigung, etc.). Im Dickdarm sorgen die unverdaulichen Stoffe dafür, dass die Schleimhaut auf den Darmwänden abgetragen bzw. gereinigt wird.

Ist der Darm angegriffen, wirkt sich dies nicht nur auf die Schleimhäute aus, sondern ruft häufig auch eine träge Darmmotorik und -peristaltik hervor. Der zu verdauende Inhalt wird langsamer durch den Darm befördert und es wird ihm so zu viel Wasser entzogen. Er verdickt und es entsteht eine Verstopfung. Der Patient versucht sich durch Pressen besser zu entleeren. Liegt eine chronische Verstopfung vor, kann fast immer darauf geschlossen werden, dass die Ernährung mangelhaft ist. Darmstörungen und Verstopfung werden aber nicht nur durch die Ernährung, sondern auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren verursacht. Chronische Verstopfung sollte immer eingehend untersucht und therapiert werden.

Anders verhält es sich bei Infektionen und Vergiftungen mit Toxinen wie Schwermetallen, die zu starkem und chronischem Durchfall (Diarrhoe) führen können. Patienten, die unter Hämorrhoiden leiden, kann dies zu Komplikationen führen. Der zu flüssige Stuhl kann zu Irritationen im Enddarm führen. Die Schleimhaut wird nicht mehr richtig abtransportiert und sammelt sich an den Darmwänden. Ein Zuviel an Schleimhaut reizt das Bindegewebe der Hämorrhoiden und sie können sich entzünden.

Übergewicht

Übergewicht wirkt sich indirekt begünstigend auf die Entstehung von Hämorrhoiden aus. Fett, das sich im Bauchraum sammelt, drückt auf die Organe. Dieser erhöhte Druck wird über den Blutkreislauf bis zum hämorrhoidalen Venenring weitergegeben.

Alterung und hormonelle Veränderungen

Das Bindegewebe erschlafft im Laufe des Lebens durch den Alterungsprozess, hormonelle Umstellungen (Wechseljahre) und durch Bewegungsmangel. Auch Toxine können für die Erschlaffung verantwortlich sein. In der Schwangerschaft verändert sich der Körper durch die hormonelle Umstellung und das Bindegewebe wird weicher.
 Zu Hämorrhoiden kommt es, wenn der Druck auf die Venen zu stark wird und das Bindegewebe dem nicht mehr standhalten kann. Wird der Druck zu hoch, kann auch eigentlich starkes Bindegewebe zu schwach sein und nachgeben.

Hämorrhoiden und Schwangerschaft

Eine Sondersituation stellen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft dar. Es wird geschätzt, dass bis zu 50% der Frauen in der Schwangerschaft oder danach an Hämorrhoiden leiden. Ausserdem ist auch die Entstehung von Krampfadern nicht selten zu beaobachten. Die Schwangerschaft alleine löst jedoch kein Hämorrhoidal-Leiden aus. Aber während der Schwangerschaft vergrößern sich oftmals schon bestehende Gefäßerweiterungen im Rektum und treten nun eher hervor. Dies wird durch folgende Faktoren bedingt: Durch die hormonelle Umstellung werden die Gefäße weiter gestellt und das Bindegewebe gelockert. Zudem kommt es zur verstärkten Einlagerung von Wasser im Gewebe, einer Zunahme des Gewichts und einer Einengung durch das wachsende Baby. Der Fluss der Venen im Bereich von Becken und Rektum / Anus wird entsprechend behindert. Es kommt auch recht häufig zu Verstopfungen, so dass die werdenden Mütter beim Stuhlgang pressen. Und natürlich darf das strake Pressen bei der Geburt nicht vergessen werden.

Leber, Pfortaderstau und Hämorrhoiden

Die aus meiner Sicht häufigste und gravierendste Ursache für Hämorrhoiden ist die Entstehung eines portalen Hochdrucks durch Blut-Stauung an der Pfortader. Ich schätze, dass diese Problematik bei einem Großteil der schwereren und auch der Mehrheit der weniger schweren Fälle maßgeblich beteiligt ist.

Die Pfortader (Vena portae) leitet das Blut der sogenannten unpaaren Bauchorgane (Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Milz) gesammelt an die Leber und mündet dort zusammen mit der Leberarterie. Die Pfortader liefert der Leber die Nährstoffe aus dem Darm und auch viele anderen Stoffe der unpaaren Bauchorgane, insbesondere auch Toxine (Gifte), die dort beseitigt werden sollen. Dieser Zu- und Abfluß kann bei einer Störung der Leber geschwächt und bei stärkeren Lebererkrankungen stark gestaut werden. Durch chronische Entzündungen in der Leber kommt es zu regressiven Gewebeveränderungen bis hin zum örtlichen Gewebstod (Nekrosen). Es entsteht eine sogenannte Leberzirrhose / Leberverhärtung. Bei zunehmender und andauernder Krankheit wandelt sich das Gewebe immer stärker um (Fibrose) und es kommt zur narbigen Ummauerung der Lebergefäße. Dies hemmt den Blutfluss durch die Lebervene und führt zu einem Rückstau in die Pfortader (Portaler Hochdruck).

Neben zahlreichen anderen möglichen Symptomen bilden sich zur Umgehung der gestauten Blutwege Umgehungskreisläufe (Kollateralkreisläufe). Es entsteht eine Erweiterung des Venengeflechts am After, da diese Region über ein relativ schwaches Bindegewebe und schwache Venenwände verfügt. Das Geschehen wird häufig durch andere begünstigende Faktoren verstärkt, teilweise kommen sogar alle o.g. Faktoren zusammen.

Die Ursachen für eine Leberschädigung und -erkrankung sind vielfältig:

  • Alkoholismus,
  • Infektionen, insbesondere chronische Virus-Hepatitis, aber auch Enteroxine
  • Parasiten,
  • Chronische Rechts-Herz-Insuffizienz mit Stauungsleber,
  • Stoffwechselkrankheiten (insbesondere Ernährung!),
  • Drogen und Medikamentenmißbrauch (Abführmittel (siehe oben Verstopfung!), Valium, Aufheller),
  • Weniger häufig: Fettleber, chronische Entzündung der Gallengänge (Cholangitis), Cholecystitis, chronische Verlegung der Gallengänge.

Aufgrund der großen Bedeutung der Leber und des Darms und der engen Wechselwirkungen ist davon häufig auszugehen, dass Leberschäden auch belastend auf den Darm wirken und umgekehrt. Eine schwächende Spirale kann sich so in Gang setzen. Die Therapie einer Lebererkrankung muß sich ganz an der Ursache ausrichten und stellt sich in der Regel als nicht einfach dar. Ähnlich, wenn auch etwas weniger anspruchsvoll, verhält es sich mit den genannten Darmleiden.

Hämorrhoiden und Psyche

Eine weitere wichtige Ursache, die meiner Einschätzung nach, auch bei einem Großteil der Hämorrhoidengeschehen beteiligt ist, ist ein mehr oder weniger vorhandener psychischer Druck des Patienten. Häufig trifft es dabei Menschen, die enorm unter Leistungsdruck, Existenzangst und dem Gefühl mit der Situation oder dem Leben nicht fertig zu werden, leiden. Dieser „innere“ Druck scheint sich häufig körperlich zu übertragen und venösen Druck auszulösen. In selteneren Fällen scheinen auch seelische Ursachen vorzuliegen.